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© Rasa Smite, im Rahmen des Forschungsprojekts „Plants Intelligence"
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© Courtesy the artist and Galerie Krinzinger / Photo Paris Tsitsos
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© Una Szeemann
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© Kadel Willborn, Düsseldorf & the artist, VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Dominik Hodel
In der neuen Ausstellung „Unter Pflanzen“ im Museum Sinclair-Haus bewegen Künstler:innen mit ihren Arbeiten Besucher:innen dazu, Pflanzen mit allen Sinnen wahrzunehmen.
Text: Sohra Nadjibi
Innehalten und lauschen. Und dabei Pflanzen – die uns ständig umgeben – begegnen. Ein „Pflanzengespür“ entwickeln, das ist eines der Anliegen der neuen Schau im Museum Sinclair-Haus. Die Ausstellung ist eine Kooperation des Museums Sinclair-Haus und des Forschungsprojekts „Plants_Intelligence. Learning Like a Plant“ des Instituts Kunst Gender Natur der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW. Das Forschungsprojekt „Plants_Intelligence. Learning like a Plant“ fragt aus der Perspektive der Kunst: „ob die Anerkennung vegetabiler Formen von Intelligenz zu anderen Methoden der Wissensgenerierung, des Zusammenlebens, von Züchtung und letztlich zu neuen, ‚intelligenten‘ Formen der Pflanzen- und Agrarkultur führt“.
Die beteiligten Künstler:innen zeigen in ihren Arbeiten Pflanzen als lebendige und wahrnehmende Wesen, die Verbindungen eingehen. Erforschen, wie Pflanzen seit Jahrhunderten menschliche Kulturen prägen, z.B. in indigenen Gemeinschaften Südamerikas und auch in Europa.
Laut der Forschung verarbeiten und scannen Pflanzen mindestens 17 Umweltfaktoren: Dazu zählen Schwerkraft, Licht, Feuchtigkeit, Temperatur, Nährstoffe und Duftstoffe. Sie wissen auch, ob ihre Wurzeln die Wurzeln von Verwandten berühren oder die anderer Arten. Pflanzen sind echte Wahrnehmungskünstler und können laut Professor Dieter Volkmann (emeritierter Professor des Instituts für Zelluläre und Molekulare Biologie der Universität Bonn) „sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen“. Menschen können mit ihren Sinnen nicht wahrnehmen, wie Pflanzen auf andere Lebewesen reagieren, was sie spüren, Pflanzen sind auf ihre Art intelligent und leben in einer völlig anderen Geschwindigkeit als Menschen.
Die Schau lädt dazu ein, die Sinne zu schärfen, zu entschleunigen, zu beobachten und die richtigen Fragen zu stellen, um mehr über Pflanzen zu erfahren. Rätselhafte Wesen, denn für den Menschen bleibt unsichtbar, wie sie sich ernähren, Sauerstoff „ausatmen“, miteinander kommunizieren, sich mit Pilzen zusammentun, Probleme lösen: „Wir beziehen Pflanzen als lebendige Wesen in unser Denken, Planen und Leben ein. Die Ausstellung und das Magazin Unter Pflanzen greifen diese Veränderungen auf und laden dazu ein, Pflanzen neu kennenzulernen: als empfindungsfähige Wesen, die auf vielfältige Weisen mit ihrer Umgebung verbunden sind. Die Künste eröffnen uns hier neue Sichtweisen, neue Erfahrungsräume – neue Pflanzenwelten“, so Kathrin Meyer (Direktorin Museum Sinclair-Haus). Das zeitgleich zur Ausstellung erscheinende Magazin – gestaltet vom Designbüro Rimini Berlin – nähert sich Pflanzen mit Lyrik, Literatur, philosophischer Theorie, Interviews und Essays. Behutsam lernen Besucher:innen die Pflanzen als intelligente, empfindsame Wesen kennen.
Naturwissenschaftliche Erkenntnisse fließen in einige der ausgestellten Kunstwerke ein: Julia Mensch, Felipe Castelblanco und Rasa Smite widmen sich seit 2022 der künstlerischen Erforschung der Engelstrompete, der Amarants und der Süßlupine. Ihre Arbeiten sind – ebenso wie die Werke von Ayênan Quinchoa Juajibioy und Ursula Damm – im Rahmen des künstlerischen Forschungsprojekts „Plants_Intelligence“ entstanden.
Die dänische Experience Designerin Omi-peah Ryding widmet sich in ihrer Forschung der Gestaltung von Ritualen und Spielen, insbesondere des affektiven kritischen Spiels. Sie hinterfragt damit Machtverhältnisse, Normen und Konventionen, indem sie neue Perspektiven auf soziale und materielle Begrenzungen sowie Möglichkeiten in unseren Begegnungen mit der Welt eröffnet. Gemeinsam mit dem multidisziplinären Berliner Künstler Roman Schramm entwickelt sie für die Ausstellung das Rollenspiel „Die Sprache der Pflanzen“, das unter Anleitung von Roman Schramm an zwei Terminen in Bad Homburg gespielt werden kann (28.6. + 9.8.2025/tickets.museum-sinclair-haus.de).
Vormerken: Am 29. März ist „Pflanzengewimmel-Tag“. Das Freiluft-Atelier wird in der Bad Homburger Innenstadt unterwegs sein und lädt am Marktplatz Passant:innen zum Mitmachen ein (13.30-17.30 Uhr). Außerdem ist der Besuch der Ausstellung gratis, inklusive einer „Frage-mich-Station“ für Kinder und Erwachsene im Museum.
>> 16.3.-17.8.2025, Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg, https://kunst-und-natur.de/