München, 5. September 1972: Für Geoffrey Mason (John Magaro), Redakteur beim US-amerikanischen Fernsehsender ABC, ist die beginnende Frühschicht im internationalen Medienzentrum schon allein deshalb besonders, weil er im Übertragungsraum zum ersten Mal das Sagen hat. Als dann aber kurz nach seinem Schichtbeginn Schüsse zu hören sind und sich die Hinweise verdichten, dass im Quartier der israelischen Delegation eine Geiselnahme stattfindet, müssen die Sport-Spezialisten schnell umschalten. Unterstützt von der deutschen Schnittassistentin Marianne Gebhardt (Leonie Benesch) berichtet das ABC-Team live über die Geiselnahme. Masons Vorgesetzte (Ben Chaplin, Peter Sarsgaard) suchen derweil Antworten auf die Frage, was wichtiger ist: die Moral, die Story – oder die Opfer? Regisseur Tim Fehlbaums Entscheidung, sein Kammerspiel aus der Perspektive der Sportjournalisten in Szene zu setzen, lässt den Rausch der Live-Berichterstattung hautnah miterleben: wie eine palästinensische Terrorgruppe die Waffe auf unschuldige Geiseln richtet, wie überforderte deutsche Polizisten und Politiker die Lage vergeblich zu kontrollieren versuchen, bis hin zum Blutbad auf dem Flugfeld. Das dialoglastige Drama fesselt, weil mit einem engagierten Cast besetzt. Ist zudem hochaktuell, weil der Nahostkonflikt auch 50 Jahre nach dem Münchner Desaster noch immer nicht gelöst ist.
Horst E. Wegener
>> Start: 9.1. (94 Min.), USA/Deutschland 2024, mit John Magaro, Peter Sarsgaard, Ben Chaplin, Leonie Benesch, Zinedine Soualem, Corey Johnson, Benjamin Walker