
Carla Nowak (Leonie Benesch) ist neu am Gymnasium. Smart und energiegeladen, scheinbar respektiert von Kolleg:innen und Schüler:innen, fühlt sie sich in ihrem Element als Lehrerin zunächst bestätigt. Nach nur wenigen Augenblicken tritt die Handlung dem Traum von einer Karriere auf den Fuß. Ein Dieb geht in der Schule umher, klaut wahllos und unberechenbar, und hinterlässt keine Spur. Der Verdacht fällt auf einen von Carlas Schülern, derweil mangels Beweisen die Schulleitung unter Druck gerät. Als Carla einen Köder auslegt, um dem Dieb auf die Schliche zu kommen, eskalieren die Ereignisse. Ein Video, das den eindeutigen Beweis liefert, entlarvt sich als zweideutiges Dilemma. Unterdessen lehnt sich Carlas Klasse geschlossen gegen sie auf, benutzt die neueste Ausgabe der Schülerzeitung als Machtinstrument, um die maroden Maßnahmen der Schulleitung offen zu legen. Das Schwert des Damokles hängt tief über den Köpfen von Lehrkräften, wenn sie kaum mehr Herr oder Frau der Lage sind. Der in 7 Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominierte Film enttabuisiert, was Lehrinstitute oft zu einem Kriegsschauplatz macht: die Missachtung und der Missbrauch von Autorität. Regisseur İlker Çatak gelingt das schier Unmögliche, die tiefgründige Problematik in einen extrem unterhaltsamen Film zu packen, mit einer Hauptdarstellerin, die vom ersten Moment an mitreißend agiert.
Uwe Bettenbühl
Start: 4.5. (98 Min.), Deutschland 2023, mit Leonie Benesch, Michael Klammer, Rafael Stachowiak, Anne-Kathrin Gummich, Leo Stettnisch, Eva Löbau