
Das Künstlerhotel Nizza im Bahnhofsviertel, bevorzugte Adresse für darstellende und gestaltende Künstler:innen, feierte am Samstag, 1. April, 30. Geburtstag. Dies wurde selbstverständlich gebührend gefeiert. Stars wie Tatort-Kommissarin Mechthild Grossmann, Ulrich Tukur, die Leningrad Cowboys oder der Künstler Jonathan, die in Frankfurt zu Drehs, Gastspielen, Lesungen und Ausstellungen übernachten, schätzen dort die diskrete und persönliche Atmosphäre.
„Künstler sind eine besondere Klientel“, so Stefanie „Steffi“ Pesin. Die Hotelfachfrau führt das 27-Zimmerhaus in einem schönen Stilaltbau aus der Gründerzeit in der Elbestraße 10 am Rande des Bahnhofsviertels seit fünf Jahren mit ebenso viel Leidenschaft und Herzblut wie schon ihre Vorgänger. „Viele Gäste suchen einen ruhigen und gemütlichen Ort, um sich nach dem Stress von Proben und Drehs sowie abendlichen Aufführungen und Vernissagen zu erholen.“ Diesen finden sie im „Nizza“ mit seinen Flügeltüren, Stuckdecken, Erker und dem schönen alten Parkett.
Inzwischen begeistert der Charme des Hotel auch immer mehr Urlauber und Geschäftsreisende. Ausschlaggebend ist der atemberaubenden Skylineblick von einer der schönsten Dachterrassen der Stadt. Das kleine, Blumen geschmückte Paradies über dem 5. Stock ist für viele noch ein Geheimtipp. Seit einigen Jahren steht es neben den Hotelgästen allen offen, die hoch über dem Trubel des Bahnhofsviertels in aller Ruhe ein Gläschen Wein genießen möchten. Auch aus dem Fernsehen ist das „Nizza“ bekannt: als Drehort mehrere Tatort- und Matulla-Filme.

Die Geschichte des Hotels Nizza reicht bis in die siebziger Jahre zurück. Damals logierten viele Künstler:innen in einem Hotel gleichen Namens am Untermainkai 29. Zu den Stammgästen der Anfang der achtziger Jahre aufgegeben Herberge zählte etwa die bunte Clique um den Regisseur Rainer Werner Fassbinder. In Anlehnung an dieses Hotel und den schönen Namen eröffneten Ursula Gerner, zuvor Dramaturgin und PR-Frau am Frankfurter Schauspiel, und ihr Mann Heiko Holefleisch 1993 das Hotel Nizza in der Elbestraße. Schlagzeilen hatte das Haus vor dem Umbau zum Hotel durch eine Hausbesetzung gemacht. Etwa 40 Studenten waren im Februar 1990 zu nächtlicher Stunde in das zuvor zwei Jahre leerstehende Haus eingedrungen. Sie protestierten gegen die Wohnungsnot, die schon damals in Frankfurt herrschte. Aufsehen erregte, dass es die erste Hausbesetzung unter einem rotgrünen Magistrat war. Zuvor war die Elbestraße 10 durch das Rotlichtlokal „Elbestübche“ bekannt. Damals war das Rotlichtmilieu im gesamten Bahnhofsviertel verbreitet, während es sich heute auf die Gegend um die Taunusstraße konzentriert. Eines hat auch Stefanie Pesin wie ihre Vorgänger beibehalten. Besucherinnen und Besucher müssen die Messingklingel am Eingang drücken. Dann steht ihnen das gastfreundliche, mit mit Liebe zum Detail geleitete Haus offen.