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Sunny day on the road
„Der Weg, der Weg ist so weit“. Wenn diese Schlagerzeilen für den täglichen Pendlerweg gelten, funktionieren viele Umweltschutztricks nicht. Dann muss man umdenken. fotolia.com © ambrozinio
Es ist die immerwährende Problematik aller Pendler. Man selbst lebt in einer ländlichen Ecke irgendwo im Vordertaunus. Der Arbeitsplatz hingegen ist in Frankfurt, Offenbach oder Wiesbaden, dazwischen dutzende Kilometer Wegstrecke. An dem Punkt versagen die meisten Ratgeber, weil sie zu Stadt-zentriert sind. Denn wenn man umweltfreundlich zur Arbeit fahren will dazu aber viermal umsteigen und das dreifache der Zeit einplanen muss, ist die Sache, so ökologisch sie auch ist, einfach nicht praxistauglich. Genau das war für diesen Artikel allerdings die Maßgabe: den eigenen Pendler-Öko-Fußabdruck verkleinern, ohne den Arbeitsweg auf drei Stunden pro Tour auszudehnen.
1. Homeoffice
Wenn der Prophet nicht zum Berg kommen kann, dann eben umgekehrt. Denn einmal ganz weg von sämtlichen anderen Vorteilen des Arbeitens von zuhause aus gilt natürlich, jeder Weg, den man gar nicht zurücklegen muss, ist für die Natur ein gewaltiger Gewinn.
Vielleicht werden jetzt manche abwehrend die Hände heben „das wäre in meinem Beruf niemals…“ doch, mit großer Wahrscheinlichkeit ist es das eben doch. Denn faktisch funktioniert Homeoffice nur dort nicht, wo man wirklich seine Arbeit nur extern erledigen kann: in Werkstätten, bei Kunden oder dem Einzelhandel. Bei allen anderen Jobs, bei denen es primär darum geht, irgendeine Aufgabe vor dem Computer, am Schreibtisch oder einem Zeichenbrett zu erledigen - eine sehr lange Liste - ist Homeoffice absolut machbar. Das auch noch ziemlich kostenneutral. Computer, Webcam, Mikrofon, Skype und E-Mail ist alles, was man dazu braucht und vielleicht etwas Überzeugungsarbeit dem Chef gegenüber.
Dazu kann es schon ausreichen, ihm die finanziellen Vorteile zu erläutern. Immerhin muss er einen Büroarbeitsplatz weniger vorhalten. Dass es funktioniert, können „Test-Tage“ beweisen. Der Rest ist buchstäblich Anpassung von Prozessen und eingeschliffenen Routinen. Es muss ja kein Vollzeit-Homeoffice sein. Schon einzelne Arbeitstage wöchentlich helfen Mutter Natur.
2. Park and Ride mal anders
Bei Park and Ride denken die meisten Pendler an das klassische System. Also mit dem Auto zu einem Autobahn-nahen Parkplatz zu fahren, sich dort mit Gleichgesinnten treffen, in einem Auto in die Stadt zu fahren, wo dann alle an einem zentralen Punkt aussteigen und per ÖPNV weiterfahren. Schon ganz gut, doch warum nicht noch viel umweltfreundlicher und flexibler? Das geht in zwei Varianten:
- Wer keine Mitfahrer zusammenbekommt, montiert sein Fahrrad auf einen Autoträger, fährt damit bis auf einen Parkplatz vor der Stadt, sattelt aufs Bike um und radelt den Rest
- Wer Mitfahrer hat, trifft sich wie gewohnt am P&R-Parkplatz, dort werden alle Fahrräder auf einen Autoträger geschnallt und es geht wie in Variante 1 weiter
Beides ist noch nicht einmal ein technisches Problem, denn die dazu notwendigen Haltesysteme gibt es in unterschiedlichen Varianten für jedes Auto, für unterschiedliche Fahrrad-Mengen und Montageschwerpunkte. Wer alleine fährt, nimmt den leicht zu montierenden Kupplungsträger, wer das Auto voll hat, den fürs Dach.
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Fahrradträger fürs Auto
Bike abladen und ab in die City. Passende Träger gibt’s für praktisch jedes Auto und wie hier auch leicht abnehmbar.
Zudem ist es auch die langfristig günstigere Lösung. Wenn P&R für die Mitfahrer mit einer ÖPNV-Fahrt endet, lässt sich per Bike schnell so viel Geld sparen, dass sowohl die Anschaffung des Drahtesels wie des Gepäckträgers sich schnell rentiert. Mal abgesehen von den gesundheitlichen Vorteilen des Strampelns. Tatsächlich könnte man die Sache noch weiterdenken: Alle Mitfahrer stecken das, was sie durch den ÖPNV-Verzicht sparen, in eine gemeinsame Spardose. Mehr als genug für eine spaßige Weihnachtsfeier.
3. Eisenbahn-Biken
Dieser Punkt ist nicht für jeden Pendler geeignet. Denn dazu muss man schon zumindest in halbwegs komfortabler Nähe zu einem Bahnhof wohnen. Mehr als maximal zehn Kilometer sollten es auch für sportliche Menschen nicht sein, denn sonst wird die Sache wieder viel zu langwierig. Ist das allerdings gegeben, bietet sich natürlich ein klassischer Weg an:
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A young man with glasses and a hat is coming into a wagon-train with his bike in a urban scene
Vor allem Pendler, die nicht zu Massen-Stoßzeiten in den Zug müssen, können das Fahrrad verhältnißmäßig einfach mitnehmen.
Morgens geht’s vor dem Haus aufs Fahrrad, zum nächsten Bahnhof. Samt Drahtesel dann in die Bahn und dann vom Endbahnhof wieder auf dem Sattel zur Arbeit. Zugegeben, das funktioniert nicht auf jeder Strecke; denn wenn der Zug mit anderen Pendlern überfüllt ist, kann das Mitnehmen des Fahrrads zum Problem werden. Natürlich muss auch der Arbeitsplatz „irgendwie“ in Bahnhofsnähe sein. Aber es ist ein sehr wirkungsvolles Konzept und vielleicht das, das Mutter Natur abgesehen vom Dauer-Homeoffice am ehesten schont.
4. Abbitte erkaufen
Was machen große Unternehmen, die keine Möglichkeit haben, ihre Prozesse umweltfreundlicher zu machen? Sie investieren Geld, sei es in Wiederaufforstung, Ausbau alternativer Energien oder CO2-Reduktion. Sofern man auch selbst keine Option hat ohne Auto zur Arbeit zu kommen, steht natürlich dieser Weg auch Privatleuten offen. Unter dem Google-Suchbegriff „Spenden für Klimaschutz“ wetteifern verschiedene Organisationen um Gelder. Man muss nur aussuchen.
5. Das Moped des 21. Jahrhunderts
Es ist noch gar nicht lange her, da wimmelten die Straßen Deutschlands von kleinen, knatternden (und Zweitaktgeruch-verbreitenden) Mopeds und Mofas. Sie waren nicht nur Fortbewegungsmittel der Jugend und des kleinen Mannes, sondern auch all jener, die schon damals von der Parkplatzsuche genervt waren.
Für alle, deren Arbeitsweg keine 30, 40 Kilometer pro Strecke umfasst, sondern vielleicht 15, 20 oder weniger, ist das Moped des 21. Jahrhunderts die Alternative fürs reine Umweltgewissen, das E-Bike. Da allerdings das „echte“ E-Bike, denn zu den ähnlich gelagerten Pedelecs gibt es einen signifikanten Unterschied: Nur E-Bikes geben auch dann Gas, wenn man nicht in die Pedale tritt. Pedelecs unterstützen das Kurbeln nur. Einziger Nachteil: Man braucht mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung. Die hat man jedoch mit normalem Auto- oder Motorradführerschein bereits mit-erworben.
Fazit
Es gibt viele Konzepte, um ohne Privatauto zur Arbeit zu kommen. Doch je länger der Weg ist und je ländlicher der Ausgangspunkt, desto weniger alltagstauglich sind die meisten davon. Wer wirklich die Umwelt schonen will, muss nach für sich maximal komfortablen Maßnahmen suchen, denn umso lieber macht man sie auch und nimmt dem Umweltschutz den Zwangsgedanken.