(c) Stadt Frankfurt Stefan Maurer
Überall schnieft und schneuzt es. Laufende Nasen, hustende Trambahnmitfahrer*innen, es ist Frühling. Darf ich sagen, dass mich keinerlei Allergien beherrschen, die mir meine Frühlingsgefühle madig machen? Der Frühling ist da. Nun gilt es eigentlich, sich um die saisonale und vor allem stilgerechte Kleidung zu kümmern und sich mit buntbelackten Füßchen erstmalig den Sonnenstrahlen vorzustellen, ein Tiefgespritzter dazu ... Müsste es mir nicht einfach nur gut gehen? Tut es nicht, ich nehme Abschied von einem Kollegen und Freund und kann mich nicht versöhnen mit dem, was da passiert ist. Ein Mensch verschwindet, als ob das nichts wäre. Ja, höre ich es rufen – so ist das Leben, der Tod gehört dazu. Und doch bin ich weit entfernt von Versöhnung und Frieden. Ich bin traurig. Der Frühling ist da, ich warte täglich auf meinem Weg in die Redaktion auf die ersten Knospenaufbrecher, die mir zartlila Grüßeschicken, auf Vogelgezwitscher ... Wobei dies doch deutlich abgenommen hat. Wo sind die Schmetterlinge und Piepmätze hin? Subjektiv sehe ich nur noch kleine, gräuliche, widerliche Stinkwanzen, die sich den Weg in mein Zuhause suchen. Sie versteckten sich monatelang in Nischen und überlebten den kalten Winter, um mich nun weiterhin mit ihrem Anblick zu verschrecken, wo ich doch nach ein wenig Liebreiz und Schönheit suche. Der Frühling ist da. Ich bin traurig.
