Anja Jahn
Wenn ich an Weihnachten denke, dann gibt es viele Bilder dazu in meinem Kopf. Als Kind bin ich abwechselnd bei meinen Großeltern in Bayern und dann bei der Familie in Frankreich gewesen. Es waren immer sehr unterschiedliche Feste, aber ich habe beides geliebt. Die Oma in Bayern hat alles für meine Schwester und mich getan und am „heiligen Abend“ klingelte es um 18 Uhr und wenn wir die Tür zum Wohnzimmer aufgemacht haben, war das Christkind gerade aus dem Fenster weggeflogen. Selbst als ich größer war und wir das nur noch für meine Schwester beibehalten haben (weil sie ja noch daran glaubte), habe ich diesen Moment geliebt. Und bei der Oma gab es immer Wahnsinnsgeschenke ... In Frankreich dagegen war Geduld angesagt. An „Noël“, also am 24.12., gab es immer ein großen Essen mit unzähligen Gängen. Geschenke dürften erst am nächsten Morgen aufgemacht werden, dafür gab es aber die ganzen Cousins und Cousinen, mit denen ich stundenlang grübeln konnte, was wohl in den Päckchen sein könnte, die da schon unterm Weihnachtsbaum lagen. Meine Großeltern sind leider inzwischen verstorben, aber dafür habe ich jetzt selbst eine Familie. Meine Kinder glauben nicht mehr an den Weihnachtsmann oder das Christkind, aber einen Weihnachtsbaum zu kaufen und ihn zu schmücken, ist ein wunderbares Ritual, das sie mit Recht einfordern – übrigens nie ohne passende Musik! Das erste Album nach dem ich seit vielen Jahren greife ist „A Christmas Cornucopia“ von Annie Lennox. Das ist der Moment, an dem für mich zuhause Weihnachten anfängt. Und auch wenn ich nicht streng gläubig bin: einen Weihnachtsabend ohne in die Kirche gegangen zu sein, kann ich mir auch nicht vorstellen. Mich ergreift immer ein gewisses Gefühl, wenn das Licht in der Kirche heruntergedimmt wird und alle zusammen „Stille Nacht“ singen. Dann sind auch all diejenigen wieder bei mir, die längst schon gegangen sind.
44 Jahre, Beruf: Musiker/Komponist, Musikkonzepter, Redakteur & Moderator, Wohnort: Frankfurt – Nordend, Verheiratet, zwei Kinder