Foto: Renate Feyerbacher
Foto: Renate Feyerbacher
Der Stamm der Ju/'Hoansi in Namibia gilt als eine der ältesten Kulturen auf unserem Planeten. Seit den einstigen Nomaden 1990 per namibischem Gesetz das Jagen in der großen Weite der Kalahari verboten wurde, mussten sie sich neu organisieren, um zu überleben. Seit einigen Jahren kommen regelmäßig Truppen abenteuerlustiger Touristen in den Stamm der Ju/'Hoansi, um zu sehen, wie sie tanzen, singen und leben. Die Frankfurter Filmemacher Simon Stadler, Catenia Lermer und Sven Methling besuchten ihren Stamm mehrmals und kehrten mit einem einzigartigen und rührenden Film zurück. Es sollte kein weiterer Dokumentationsfilm über Buschleute werden, dieser Blick war Filmproduzent und Ethnologe Simon Stadler zu eindimensional. „Wir hatten weder ein Skript noch ein Konzept. Wir buchten drei Flüge, schlugen unser Zelt auf und lernten den Stamm erst einmal kennen.“ Sie beschreiben die Ju/'Hoansi als offenherzige und sehr feine Leute, die weder Hierarchien noch Konflikte kennen. Mit einer kleinen Gruppe aus dem Stamm reiste das Filmteam anschließend für zwei Monate durch Europa - „es war eine Kulturschockreise“, wie Stadler beschreibt. Zum ersten Mal auf einem Hochhaus, zum ersten Mal U-Bahn fahren. „Wir besuchten mit ihnen Frankfurt, Göttingen, Hamburg, die Schweiz, Italien und Dänemark.“ Es wurde eine Reise mit umgedrehten Vorzeichen: vom Erforschten zum Forscher, von der touristischen Attraktion zum Touristen, vom Bettler zum Lehrer. „Die Buschleute betrachten unsere schnelllebige und moderne westliche Welt aus einem ganz anderen Blickwinkel“, erklärt Lermer. „das hat uns gewissermaßen die Augen geöffnet und zum Nachdenken gebracht.“ Der authentische Film über einen Realitätswandel der besonderen Art räumte vergangenes Jahr im Oktober bereits den Hessischen Filmpreis in der Kategorie Dokumentation ab und erhielt den Publikumspreis beim South by Southwest-Filmfestival in Austin, Texas. In Deutschland feierte der Film im November 2016 in Kassel Premiere. „Wir sind dankbar für so viel Zuspruch, diese großartige Erfahrung und die Zeit, die wir mit den Ju/'Hoansi verbringen konnten.“ Mehr Infos gibt es auch hier: www.ghostland-themovie.com
>> In dieser Rubrik stellen wir Menschen vor, die etwas Außergewöhnliches leisten, aber auch Frankfurter sindwie du und ich. Wir schauen uns nach diesen Menschen um, um sie unseren Lesern zu präsentieren – Monat für Monat.
Kontakt: zehentner@frizz-frankfurt.de, mietz@frizz-frankfurt.de
