Die Tür ist zu. Das Zimmer ein Gefängnis. Exil zugleich. Mike, der Sohn der Familie, hat sich verbarrikadiert. Jetzt wird er 18. Der Rest der Familie sitzt davor und verzweifelt. Warum macht Mike das? Niemand weiß das. Wochen vergehen. Mike bleibt unsichtbar. Die Verweigerung des Sohnes. Sie ist ein Spiegel der Gesellschaft. Ein Abbild der Konsumierung, von Gefühlen, von Dingen, von Alltäglichkeit. Das Skateboard, die Spielzeuge, Freundinnen, Freunde, Schule, die Bürgerlichkeit – Mike entzieht sich jedem und allem. Auf der Suche nach Bedeutung geraten der Vater (Bjarne Mädel), die Mutter (Bibiana Beglau) und die Schwester (Emma Bading) in den Sog der Versuchung, nach etwas Anderem, nach etwas, das ihnen Sinn spendet. Sie alle scheitern kläglich damit. Der Schatten hinter der Tür ist wie ein Dämon, der das Innere im Menschen nach außen kehrt, und sei es noch so abstoßend. Das Kinodebüt von Isa Prahl ist eine Wucht. Mit asketischen Mitteln, einem hypnotischen Score und tollen Darstellerinnen und Darstellern prophezeit ihr Film das Ende einer Welt, die sich die Menschheit wie Sklaven hält, wie eine Laune der Natur. Als Nemesis offenbart sich der Regen, der unentwegt auf die Erde fällt, und dabei Phänomene produziert, wie keine Menschenhand sie je zu formieren vermag. Uwe Bettenbühl
Deutschland 2017, mit Bibiana Beglau, Bjarne Mädel, Emma Bading, Louis Hofmann, Janina Fautz, David Hugo Schmitz