Eigentlich heißt sie ja Christine, lässt sich aber viel lieber Lady Bird (Saoirse Ronan) rufen. Und ginge es auch ansonsten nach ihrem Kopf, dann würde die 17-Jährige nach Beendigung der Highschool an ein College überwechseln, möglichst weit weg vom geistlos-provinziellen Heimatort Sacramento in Kalifornien. Dass es ihre als Krankenschwester hart schuftende Mutter (Laurie Metcalf) schon allein aus Kostengründen lieber sähe, wenn die künstlerisch veranlagte Tochter in der Nähe bliebe, ist dem Trotzkopf schnurz. Bislang hat Greta Gerwig („Frances Ha“) vor allem vor der Kamera auf sich aufmerksam gemacht. Fürs Regiedebüt nahm sich der Indie-Darling eine jener ach so beliebten Coming-of-Age-Stories zur Brust und weitet sie zur Ode an die im Rückblick gar wunderbare Zeit des Erwachsenwerdens aus. Was „Lady Bird” von anderen Selbstfindungsdramödien unterscheidet, ist die Art der Inszenierung. Wie man mal durch den Alltag einer aufmüpfigen Highschool-Rebellin rast, um dann wieder das Tempo rauszunehmen, wie Dialoge und Charaktere dabei glaubwürdig rüberkommen und Witz versprühen und Saoirse Ronan zu Höchstform aufläuft, das ist schlichtweg sensationell. Besser geht’s nicht! Horst E. Wegener
USA 2017, mit Saoirse Ronan, Laurie Metcalf, Tracy Letts, Lucas Hedges, Timothée Chalamet, Beanie Feldstein, Lois Smith