Zwei Menschen getötet, zwei zu Krüppeln geschlagen und eine Prügelei mit der feindlichen Gang. Die Bilanz des bisherigen Abends stellt Alex alles andere als zufrieden. Nach einem Glas Drogenmilch in der Moloko-Bar zieht er mit seinen Kumpanen also wieder los – getrieben von der puren Lust an Gewalt. Die unfassbare Brutalität, die Anthony Burgess 1962 in seinem Roman beschrieb und Stanley Kubrik später verfilmte, verlagert Regisseur Christopher Rüping nun auf die Bühne. Wenn vier Herren in Anzug und Krawatte die nächtlichen Exzesse detailliert schildern – bisweilen mit grauenerregenden Masken über dem Haupt – sind bald die Grenzen des Erträglichen erreicht. Dann kommt jene kleine weiße Pille ins Spiel, die das Horrorszenarium zuerst in eine Art Revue, anschließend in einen philosophisch-politischen Diskurs kippen lässt. Es geht um die Frage: Darf man Alex neurologisch umprogrammieren, um aus ihm einen guten Menschen zu machen? Mit genial agierenden Darstellern, die sich in großartigen Bühnenbildern bewegen, bereitet Christopher Rüping ein siedend heißes bis eisig kaltes Wechselbad der Gefühle, das reichlich Stoff zum Nachdenken mit auf den Nachhauseweg gibt. Doris Stickler
Clockwork Orange
>> 3./4./9./10./11./13.6., Schauspiel Frankfurt, Bockenheimer Depot (Carlo-Schmidt-Platz 1), Frankfurt, 20 Uhr, 5.6., 18 Uhr, 36, 26 €, erm. die Hälfte, Schüler(innen) und Studierende 8 €, Infos & Tickets: (069) 21 24 94 94